Himmel und Hölle

In einer Geschichte bittet ein Mensch, daß Gott ihm Himmel und Hölle zeige.Gott zeigt ihm zuerst die Hölle: da sitzen viele Menschen um einen Topf. Es riecht nach leckerem Essen, aber die Frauen und Männer sehen völlig abgemagert aus und schauen gierig und verzweifelt in den Topf. Jeder von ihnen hat einen Löffel in der Hand, mit einem sehr langen Stiel. Sie versuchen mit dem Löffel all die guten Sachen aus dem Topf zu fischen und zu essen, aber der Löffel ist zu lang, sie kommen mit dem Mund nicht dran, so sehr sie es auch versuchen. So verhungern sie.

“Nun zeig mir den Himmel” sagt der Mensch. Gott zeigt ihm einen anderen Raum. Auch dort ist ein Topf, auch dort sitzen Menschen und auch dort riecht es lecker nach Essen. Diese Frauen und Männer haben ebenfalls viel zu lange Löffel. “Nanu” wundert sich der Mensch “das sieht ja genauso aus wie in der Hölle”. Aber als er noch einmal hinsieht, bemerkt er, daß diese Menschen gut ernährt sind, daß die glücklich aussehen, lachen und nicht gierig in den Topf blicken. “ Warum verhungern diese Menschen nicht ? ” fragt er . “Schau genau hin” sagt Gott. Da sieht er , daß diese Menschen sich mit den Löffeln gegenseitig füttern.

Diese Geschichte ist ein Gleichnis für unser irdisches “Hölle und Himmel”. Wir können die Hölle im Zusammenleben erleben: wenn Nachbarn nur noch über den Rechtsanwalt komunizieren, wenn (Ehe) Partner streiten und keine Lösungen mehr gefunden werden, wenn zwischen Eltern und Teenagern harte Fronten sich gebildet haben... Da sehnt sich jeder danach “gefüttert” zu werden, vom anderen verstanden zu werden, Wertschätzung zu erfahren und die eigenen Bedürfnisse gestillt zu bekommen. Aber die “Löffel” sind zu lang und der Weg zum Anderen wird nicht mehr gefunden.

Manchmal kann es sehr hilfreich und befreiend sein, sich Hilfe von außen zu holen. Jemand der ein Streitgespräch moderiert, der den Gegnern hilft, wieder eine gemeinsame Basis zu finden, der beide Seiten ernstnimmt und sie dabei unterstützt neue Wege zueinander zu finden. Von außen hat man einen anderen Blickwinkel und kann Möglichkeiten erkennen, die man als Betroffene/r nicht wahrnehmen kann.

Wenn man sich noch nicht völlig festgefahren hat, kann auch eine Übung helfen : Jeder darf 10 Minuten oder länger ( Zeit vorher genau festlegen) seinen Standpunkt erklären, die eignen Gedanken, Gefühle, Wünsche, Gründe etwas zu tun/ zu lassen aussprechen. Vorwürfe sind verboten, man spricht stattdessen von sich selbst , also z.B. “ich werde wütend wenn Du das tust, weil ich...” anstatt “Du tust immer...”. Der andere hört genau zu (das ist schwierig aber wertvoll). Danach ist der andere mit reden dran und der erste hört zu. Keiner darf den anderen unterbrechen, es gibt in dieser Zeit keine Diskussion oder Streitgespräch.

Anschliesend kann man, über das was gesagt wurde und wie es beim Anderen ankam, ins Gespräch kommen oder das Gehörte “sich setzen lassen” und später wieder aufgreifen. Vielleicht ist ja in den Ferien Zeit und Raum es einmal auszuprobieren!

Im ( wirklichen) Himmel wird es keine Konflikte mehr geben. Aber Gott möchte ja, daß seine Kinder auch hier auf der Erde sich das Leben nicht zur Hölle machen. Und wir müssen es nicht selbst schaffen, wir können Gott bitten, daß er uns Wege zueinander öffnet.

Birgit Stroppel, Diakonische Bezirksstelle

Neues Bild