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Durch die Dunkelheit ins Licht

 

Nun hat sie wieder begonnen, die Passionszeit, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, in der sich Christinnen und Christen auf der ganzen Welt an den schweren und leidvollen Weg erinnern, den Jesus auf sich genommen hat, der Weg, der schließlich am Kreuz auf Golgatha endet. Im diesem Wort „Passionszeit“ steckt das lateinische Wort „passio“, was auf deutsch so viel wie „leiden“ heißt. Die Passionszeit will uns an die Leidenszeit und an den Leidensweg Jesu erinnern.

 

Aber warum tut sie das gerade jetzt, wo doch nun bald der Frühling beginnt? Überall in der Natur beginnt nun das Leben wieder von Neuem. Die ersten Blumen zaubern bunte Farbtupfer auf die Wiesen, Vögel stimmen ihre Frühlingsgesänge an und die ersten warmen Sonnenstrahlen locken uns wieder ins Freie – aber Christinnen und Christen denken an Leiden und Tod? Passt das? Warum gehen wir nicht gleich in die Osterfreude über? Jetzt, wo auch draußen das Leben wieder beginnt?

 

Jesus hat einmal gesagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“ (Johannes-Evangelium, Kapitel 12, Vers 24). Und er wollte damit deutlich machen: Wo etwas leben soll, da muss zuerst etwas „sterben“: Wer einen neuen grünen Getreidehalm aus der Erde wachsen sehen will, muss zuerst ein winziges Korn in der Erde „begraben“. Wer eine Kornähre ernten will, der muss zuerst ein Korn „wegwerfen“ und in die Erde einsäen. Der Weg zum neuen Leben im Licht führt hindurch durch das Dunkel der Erde.

 

Das mag uns im ersten Moment ein wenig an den bekannten „ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen“ erinnern. Aber was an jenem Ostermorgen vor nunmehr knapp 2000 Jahren geschehen ist, ist viel mehr. Das leere Grab, das die Frauen vorfinden (Matthäus-Evangelium, Kapitel 28), macht deutlich: Hier wird ein Kreislauf durchbrochen, hier geschieht etwas völlig Neues, etwas noch nie Dagewesenes. Der Tod hat ausgespielt und das Leben hat gesiegt. Jesus hat dem Tod die Macht genommen, weil er ihn selbst auf sich genommen hat. Darum gehören Passionszeit und Ostern zusammen, darum gehören Tod und Leben für Christinnen und Christen zusammen. Der Weg des Lebens führt durch die Dunkelheit ins Licht.

 

Eine besinnliche und nachdenkliche Passionszeit wünscht Ihnen

 

Ihre

 

Pfarrerin z.A. Christine Watermann,

Leonbronn und Ochsenburg

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt ...
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt ...