Reden - Silber oder Gold?

 

Wir kennen das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Oder die etwas schärfere Variante: „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben“. Diese Redensarten wollen uns davor bewahren, vorschnell und unbedacht etwas zu sagen. Das ist richtig und wichtig. Worte, erregt und unüberlegt gesprochen, können beleidigen, verletzten oder sogar Leben zerstören. Ganz zu schweigen davon, wenn das sogar noch bewusst und mit Vorsatz geschieht.  Worte haben Macht. Das ist gar keine Frage. Und deshalb heißt es, genau zu überlegen, was man wie zu wem sagt. Und manchmal ist es auch besser, ganz zu schweigen.

Auf der anderen Seite kann es jedoch passieren, dass man sich hinter diese Sprichwörter zurückzieht und nichts sagt – aus Feigheit. Und dabei wäre es doch so wichtig gewesen, ein hilfreiches, tröstendes oder auch ernstes und mahnendes Wort zu sagen.

 

Es ist nicht leicht herauszufinden, was in der jeweiligen Situation „dran ist“. Das geht mir als Pfarrer nicht anders, obwohl Sprache und reden zu meinem täglichen Geschäft gehören. Und wie schwer tun wir uns oft, die richtigen Worte zu finden. Es ist mir etwas daneben gegangen – was passiert, wenn ich es zugebe? Was sage ich den Eltern beim Tod des Kindes im Trauergespräch? Was sollen das denn für Worte sein, die da ankommen? Oder bei einem Gespräch merke ich, eigentlich sollte ich mich jetzt klar zu meinem christlichen Standpunkt bekennen, aber ich traue mich nicht. Wie schaffe ich es, von meinem Glauben zu reden?

Wir fürchten uns davor, nicht verstanden zu werden, das Falsche zu sagen oder sogar Schaden mit unseren Worten anzurichten. Und unser Reden macht uns angreifbar und verletzbar. Eine Blöße will ich mir ja auch nicht unbedingt geben. Es tröstet mich, dass es auch großen Männern wie z.B. dem Apostel Paulus nicht anders ging. Der Lehrer der Christenheit, der Mann des vollmächtigen Wortes braucht den Zuspruch Gottes:


„Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht!

            Denn ich bin mit dir“

                    (Apostelgeschichte Kapitel 18, Verse 9+10)


Wie hilfreich ist es, ein wichtiges oder schwieriges Gespräch vor Gott vorbereiten zu können. Ihn im Gebet darum zu bitten, mir die rechten Worte zu geben, so wie er es in seinem Wort versprochen hat. Es tut gut zu wissen, dass Gott bei mir ist und mir hilft, wenn ich in eine schwierige Situation komme und selber keine Worte mehr finde. Gott lässt mich nicht allein. Er gibt mir das richtige Gespür dafür, was zu sagen ist oder vielleicht auch besser ungesagt bleibt. Ich haue meinem Gesprächspartner die Wahrheit nicht um die Ohren, sondern halte sie ihm hin, wie ein wärmendes und schützendes Kleidungsstück. Oder ich finde eine Sprache, die nicht abgehoben ist. Jesus macht uns sicher nicht zu Rhetorikprofessoren, wie den kürzlich verstorbenen Walter Jens, aber er hat uns seine Hilfe und Gegenwart versprochen, wenn ein klares, hilfreiches, tröstendes und mutiges Wort angebracht ist. Darauf dürfen wir vertrauen. Der Monatsspruch für diesen Juli macht uns Mut zum rechten Wort zur rechten Zeit. 

 

     Hilf, dass ich rede stets,

     womit ich kann bestehen;

     lass kein unnützlich Wort

     aus meinem Munde gehen;

     und wenn in meinem Amt

     ich reden soll und muss,

     so gib den Worten Kraft

     und Nachdruck ohn Verdruss.           (Johann Heermann, EG 495,3)

 

Herzliche Sommergrüße!

 

Ihr

            Pfarrer Hans Georg Schmid, Nordhausen