Novembergedanken

 

Wer mag schon den November? Ich nicht. Die Natur rückt uns die schweren Themen des Lebens in den Blick. Mir hilft ein Bibelwort, um dagegen zu halten:

„So spricht der HERR, der dich geschaffen hat:

 

   Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;

   ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (aus Jesaja 43,1)

 

Unsere Namen stehen dafür, dass wir unverwechselbare, einzigartige und auch unersetzbare Menschen sind. Davon ahne ich etwas, wenn ich bei Beerdigungen den Lebenslauf eines Verstorbenen nachzuzeichnen versuche. Wir sind alle Unikate! Zugleich spüre ich aber auch, wie unzureichend Worte sind. Sie können nur unvollkommen beschreiben, wer dieser Verstorbene war. Es geht über alle gesprochenen Worte hinaus, was die Angehörigen einem Verstorbenen verdanken, und es lässt sich auch nicht in Worte fassen, wie viel sie mit ihm hergeben müssen. Aber vielleicht sind Worte auch gar nicht so wichtig, wenn es um die Einzigartigkeit eines Menschen geht angesichts der großartigen Zusage Gottes: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!"

 

Dieses Versprechen hält und trägt uns, wenn wir an einem Sterbebett zurückgeblieben sind, wenn wir einen Menschen endgültig hergeben müssen. Wir leiden vielleicht darunter, dass künftig alles so anders sein wird. Vielleicht hatten wir uns noch eine helle gemeinsame Zeit erträumt. Um wieviel ärmer werden wir sein ohne diesen vertrauten Menschen?

 

Aber all dem, was unser Leben nach unten zieht, all dem, gegen das wir in unserem Innern aufbegehren, steht diese wunderbare Zusage Gottes gegenüber: "Du bist mein!" Und sie nimmt es auch mit unseren Novembergedanken auf! Sie leuchtet so hell, dass sie auch unsere unbeantworteten, dunklen Fragen überstrahlt! Aus dieser Zusage Gottes haben schon viele Menschen Kraft gewonnen. Mit ihrer Hilfe konnten sie ihren Lebensweg annehmen. Sie waren in der Lage, vertrauensvoll darauf zu warten, bis in der Ewigkeit einmal auch die bislang unbeantworteten Fragen beantwortet werden.

 

Diese Zusage Gottes ist zugleich letzter und stärkster Trost für uns, wenn wir einmal aus diesem Leben scheiden müssen:  Wir bleiben über unser irdisches Leben hinaus in der Hand unseres Schöpfers und Erlösers. Sein „Du bist mein!" gilt ja auch jenseits der Todesgrenze! Das Leben eines jeden einzelnen von uns ist in einer für uns unvorstellbaren Weise bei unserem Gott geborgen.

 

Pfarrer Frieder Bahret, Niederhofen

Wald im November
Wald im November