„Je näher wir dem gekreuzigten Christus kommen, umso näher kommen wir einander.“

Dieses programmatische Wort des 1. Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Willem A. Visser't Hooft (… 4.7.1985), spricht Bände: es verdeutlicht seine theologische Herkunft und Überzeugung und es dokumentiert seine vielfältigen ökumenisch-praktischen Erfahrungen. In Christus ist die anzustrebende Einheit der christlichen Kirchen schon jetzt gegeben. Die Konzentration der Kirchen auf das Kreuz hält sie zusammen und schenkt Klarheit, Mitte und Norm für Zeugnis und Dienst. Dies ist auch Anlass und Grund dafür, dass der Evangelische Kirchenbezirk und das Jugendwerk in Stuttgart in den Sommerferien für 17 Tage mit Christinnen und Christen der Orthodoxen und Evangelischen Kirchen Rumäniens in einem Workcamp zusammen leben und arbeiten.

Mit diesem Workcamp knüpfen wir an und setzen die ökumenische Tradition Visser't Hooft fort. Von der Arbeit in der christlichen Studentenbewegung und dem Weltbund des CVJM geprägt, verknüpfte sich bei dem Holländer schon früh die reformierte Theologie mit sozialethisch-missionarischer Verantwortung und einem international sowie ökumenisch geschulten Blick für das Ganze. Als 1. Generalsekretär des ÖRK prägte er diesen für fast drei Jahrzehnte und schrieb damit christliche Kirchengeschichte - von der kriegsbedingt schwierigen Gründungsphase bis weit in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts hinein. Er war Pionier und Chefstratege, Baumeister und Vordenker, Steuermann und Organisator des ÖRK. Die Zahl der Mitgliedskirchen stieg unter der Regie dieses ökumenischen Architekten sprunghaft an. Er schaffte den theologisch und kirchenpolitisch schwierigen Brückenschlag zu den orthodoxen Kirchen und ermöglichte teilweise eine Annäherung der römisch-katholischen Kirche an die ökumenische Bewegung. Er verkörperte geradezu Geist, Richtung und Ziel des ÖRK und hinterlässt eine selten zu erlebende Identität der Geschichte seines Lebens und seines Werkes.

 

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