Endlich Ferien
Endlich Urlaub! Mit der Schule ist für sechs Wochen Schluß. Die Arbeit ruht für zwei bis drei Wochen. Unsere Tagesrhythmen - vom Aufstehen über die Mittagspause bis hin zum Feierabend – verändern sich. Der Takt, an den wir uns fast das ganze Jahr halten, wird unterbrochen. Urlaub ist eine Unterbrechung in unserem Alltag. Der Alltag setzt für ein paar Wochen aus. Unsere Leben wird nicht mehr vom Arbeitstakt eingeengt, sondern kann sich weiten. Wir können frei atmen. Unser Leben atmet im Urlaub auf. Wir können den anderen, ruhigeren Takt des Urlaubs spüren.
Vielen fahren für dieses Aufatmen im Urlaub weg. Meist suchen wir dann auch Orte aus, wo der andere Takt, die Weite des Urlaubs erlebbar wird. So schlagen wir unsere Zelte an einsamen, von der Zivilisation beinahe vergessenen Orten auf. So klettern wir auf hohe Berge, von denen aus gesehen die Alltagswelt klein wird.
Einige von uns werden ans Meer fahren. Dort an der Küste - an einem idyllischem Strand oder auf einem exponierten Felsen - können wir den anderen Takt des Urlaubs spüren. Die Brandung hat ihr ganz eigenes, gleichbleibendes Geräusch. Da vergessen wir die Arbeits- und Schultakte, die sonst unser Leben einengen. Da nehmen wir die Meeresbrandung als einen andere Takt als den Alltagstakt wahr, der unser Leben auch bestimmt.
Wenn wir wie im Urlaub an der Meeresküste unsere Alltagstakte vergessen können, dann weitet sich unser Herz und spürt andere Takte als den Alltagstakt. Da weitet sich in unser Herz und kann im weiten Raum den ruhigen Takt Gottes finden, der im Alltagstakt oft an den Rand gedrängt und übertönt wird. Im Urlaub kann unser Herz wieder die Weite Gottes finden, aufatmen und sprechen: Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten (Psalm 139,9-10).
Vikar Jochen Schlenker, Güglingen