Bergtour

Auf dem Bildschirmschoner meines Pcs  sind Photos von meinem letzten Urlaub. Toll was die moderen Technik so alles möglich macht! Ich war  in Ramsau  am Dachsteinmassiv und verbinde mit diesen Bergpanoramabildern eine sehr erholsame Wanderwoche  als Ausgleich zu meiner  überwiegend sitzenden Berufstätigkeit, herrliche Natur und Gemeinschaft mit netten Leuten.

Bei anderen Menschen löst das Wort “Berge”  vielleicht schlechte Erinnerungen aus, an aufgezwungene stressige Bergtouren mit der Familie  oder an Bergerlebnisse bei denen die eigenen Grenzen überschritten wurden, weil man sich verlaufen oder die Strecke falsch eingeschätzt hatte. Vor 50 Jahren sind einige Schüler mit ihrem  Lehrer aus Heilbronn im Dachstein tödlich verunglückt- ein furchtbares Bergerlebnis.

In unserem Sprachgebrauch wird der Begriff “Berg” im übertragenen Sinne oft negativ benutzt z.B.:“ das steht wie ein Berg vor mir” , jemand ist “überm Berg” oder “ich hab einen Berg voll Arbeit”.

In meiner  Beratungstätigkeit bei der Diakonischen Bezirksstelle geht es oft um Berge die vor einem stehen und die  Menschen als  Überforderung erleben, z.B. bei der Kurberatung erzählen Frauen, daß ihnen die vielen Aufgaben und Belastungssituationen  zum Berg geworden sind, den zu erklimmen sie keine Kraft mehr haben. Die Rechnungen die nicht mehr bezahlt werden können, sind ein Berg vor dem Klienten aus der Sozialberatung am liebsten die Augen verschliesen würden.  Oft macht es nicht ein einzelnes Problem so schwierig, sondern die Kombination: der schwierige Arbeitsalltag wäre z.B. vielleicht zu schaffen aber dann noch die Konflikte in der Familie...

In der Bibel ist der Begriff Berg dagegen meist positiv besetzt, es ist vom heiligen Berg die Rede, vom Berg des Herrn, Mose bekam auf einem Berg die zehn Gebote, die uns Orientierung geben und Jesus ging auf einen Berg um zu beten. Berge  hatten bei den Menschen der Bibel mit der Beziehung zu Gott zu tun.

Wie passen unsere negativen Bergerfahrungen dazu ?

Manchmal muß ein “Problemberg”  erklommen werden, um Gottes Nähe und Hilfe zu erfahren. Vielleicht ist mein Problemberg nötig um mein Leben zu verändern, um nicht in alten Gleisen zu verharren die mich nicht mehr wachsen lassen. Die Redewendung von der Krise als Chance paßt dazu. Manchmal würden wir uns den Stress einer Lebensveränderung nicht antun, wenn uns die Krise, der Berg nicht dazu zwingt. Hinterher bemerken wir, daß uns der Umgang mit der Krise  weitergebracht hat, auch in der Beziehung mit Gott.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß da wo ich keinen Ausweg mehr sah, wo Probleme wie Berge vor mir standen, auch Gott bei mir  war. Manchmal habe ich das nur im Rückblick wahrgenommen, manchmal habe ich es in der Situation erlebt, da ist ein persönliches Wunder geschehen, daß ich etwas doch überwinden konnte oder Umstände sich wider Erwarten zum Guten verändert haben. Gott war da als ich den Berg erklimmen mußte.

Jeden Berg erklimmt man mit dem ersten Schritt, es kann Mut erfordern, sich auf die Bergtour einzulassen. Manche Menschen verbringen viele  Jahre ihres Lebens damit, den Berg anzustarren, sich vor ihm zu fürchten, an ihm entlangzugehen aber sie wagen nicht den Aufstieg. Viele glauben nicht, daß es auf dem unbekannten Gipfel viel schöner ist als im vertrauten “finsteren Tal” . Es kann helfen eine persönliche Wanderkarte für den Berg zu erstellen : wo sind die schönen Ziele,  was ist der erste Schritt, was der Zweite ,  woher bekomme ich Proviant, wo muß ich eine Pause machen, wer kann mein Wanderführer sein, damit ich mich nicht verirre, wer begleitet mich, damit ich nicht aufgebe wenn es schwer wird ?  Während der Bergtour kommt oft der Gedanke “warum tu ich mir das an ?”, aber wenn man auf dem Gipfel ist, hat man den Überblick und ist stolz auf das Erreichte und kann die gewonnene Aussicht geniesen, dann geht es einem richtig gut und man kann Gott danken.

Ich wünsche uns den Mut Berge zu erklimmen, Begleiter die uns den Weg zeigen, genügend Kraftquellen als Proviant und daß wir Gottes Hilfe auf dem Weg über den Berg immer erfahren.

Allen Bergurlaubern wünsche ich beglückende Erfahrungen, grüßen Sie bitte die Berge von mir !

 

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