Welle um Welle

Welle um Welle strandet im Sand zu meinen Füssen. Eine gleichbleibende Melodie summt im Wind. Ein Bild entsteht im Sand. Hätte ich die Geduld, würde ich lange stehen bleiben, bis das Strandgemälde, so wie die Fotografie zeigt, fertig ist.

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit – atmen sie ein und aus, wie die Wellen kommen und gehen, sich lösen und wieder vereinen mit dem Meer.

Als ich aus dem Urlaub von der Nordseeinsel Borkum kam, sprach mich ein Bibelwort sehr direkt an. „O dass du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde Dein Friede sein, wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen.“ Jesaja 48, 18

Der Friede ist ein Wasserstrom, er fließt, in ewiger und stetiger Beharrlichkeit immer Richtung Meer. Bahnt sich durch die Jahrtausende seinen Weg. Dieses Bild gewinnt rasch in mir Raum, stimmt mich wie eine Saite an, klingt in mir wie Hoffnung, bei all der Gewalt, die mich täglich in Bildern erreicht. Hoffnung für all die Verletzungen, die Menschen in Beziehungen, auf Ämtern, am Arbeitsplatz usw. erleben und in der diakonischen Bezirksstelle Brackenheim aussprechen.

Was aber haben Meereswellen mit Gerechtigkeit zu tun? Ich spreche den Satz immer wieder,  und während ich ihn sage, spüre ich, wie Welle um Welle strandet in ewiger Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist nicht für immer vergessen, sie kommt wieder – wie Welle um Welle immer wieder kommt. Gott wird Recht schaffen den Unterdrückten und Geplagten, den Stummen wird er eine Stimme voll Gesang schenken, den Armen volle Töpfe und Dankbarkeit.

Doch halt, in diesem Vers steht noch diese „Wenn – Dann – Formulierung“. Wenn Du die Gebote gehalten hättest, dann wäre Friede und Gerechtigkeit in Dir und und um Dich.

Welches Gebot fällt Ihnen zunächst ein, wenn Sie gefragt werden? Bei den Worten Friede und Gerechtigkeit denke ich an das Doppelgebot Jesu: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. ... Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Matthäus 22, 37

Alles wird mit diesem Gebot zu einer Einheit, zu einem Dialog der Liebe. Der tiefe verzweifelte Hass, der Kinder und ihre Schule in die Luft sprengt, die Unterdrückung von Völkern die nach Freiheit lechzen, seien es die Tschetschen, die Kurden, die Palästinenser wird unmöglich.

Mag es auch zunächst, bei aller Gewalt in ein fernes Reich Gottes rücken, das Gebot gilt uns heute mit Ihnen und mir beginnt das Reich Gottes hier und jetzt.

Wilgis Jäger schreibt. „Wir halten uns für den Strand der nach dem Meer lechzt, wir sind das Meer, das mit dem Strand spielt.“ Mögen wir diese Erlebnisse machen, uns in der göttlichen Kraft von Meereswellen und Wasserstrom zu erfahren, die Liebe atmet und verschenkt – weil wir nicht anders können.

 

Matthias Rose, Diakon und Sozialarbeiter                                                         Impuls zu Jesaja 4
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