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Geh aus mein Herz und suche Freud

Mit den Schulsommerferien hat die große Urlaubszeit begonnen. Diese Zeit verbinden viele mit Sonne und Wärme, mit Baden und Erholung. Sie lädt ein zum Wandern und Reisen. 
Für diese besondere Zeit erreicht uns die Einladung des Liederdichters Paul Gerhardt: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben.“ Es ist wie eine Selbstaufforderung: Mach dich auf, achte auf die Dinge, die dich umgeben, öffne dein Herz für die Schöpfung Gottes, lass dich berühren von der Schönheit der Natur, die im Sommer in einem ganz besonderen Glanz erscheint. Das Herz ist ein Bild für die Lebendigkeit des Menschen, die Mitte unseres Lebens. In unserem Herzen entscheidet sich, wie offen wir sind für die alltäglichen Dinge dieser Welt um uns, für die Menschen, die uns begegnen und begleiten.
„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“ – dies wird bei jedem und jeder von uns anders aussehen. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, soll uns aber zu Herzen gehen und unser Leben mit Freude erfüllen. Was wird wohl diese liebe Sommerzeit bei uns anrühren?
Das Ergebnis des Liederdichters lautet: „Des großen Gottes großes Tun erweckt mit alle Sinnen, ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“ Durch das, was er entdeckt und wahrnimmt, wird sein Herz nicht nur mit Freude erfüllt. Er findet zum Lob Gottes, weil er in der Schöpfung die Freundlichkeit und Kreativität des Schöpfers entdeckt. Dadurch entdeckt er sich als Empfangender und von Gott Beschenkter und dadurch wird sein Leben auf eine ganz neue Melodie gestimmt.
Zwölf Strophen seines Liedes sind von dem Anliegen bestimmt: „Mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem (Gottes) Lob sich neigen.“
Doch wie kann dies geschehen, dass unser Leben zu einem einzigen Loblied wird, in dem nicht wir, sondern Gott im Mittelpunkt steht. Paul Gerhardt macht es in seinem Lied deutlich, indem er die letzten drei Strophen als Bitten formuliert. Dabei werden die Bilder, die er in der Natur entdeckt hat zu Sinnbilder für sein Leben. Er weiß, dass er Gottes Hilfe braucht, wenn sein Leben zu einem Loblied werden soll. Deshalb bittet er Gott: „Hilf mir und segne meinen Geist, mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe. Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum und lass mich Wurzeln treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben.“
Ich wünsche Ihnen eine „liebe“ Sommerzeit mit vielen wertvollen Entdeckungen. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen bei aller Wahrnehmung Gottes Freundlichkeit zu Herzen geht und sein Lob Raum gewinnt in Ihrem Denken, Reden und Handeln.
Ihr Alfred Essig, Pfarrer in Brackenheim