Ein Bild aus unserer Kirche: Adam und Eva im Paradies, inmitten vieler Tiere. 
Der gereimte Spruch darunter soll nachdenklich machen:
Aus Gottes weisen Schöpfungswerken
kann ich sein wahres Dasein merken. 
Nun, die belehrende Aussage ist deutlich. Der Spruch wurde einst angemalt im Jahr 1767: Nur zwölf Jahre nach der schrecklichen Tsunami-Katastrophe, durch die im Jahr 1755 ganz Lissabon zerstört wurde und über 30.000 Menschen, vielleicht gar die doppelte Zahl,  in einer Nacht umkamen. Aber, kann man erschrocken angesichts der Katastrophen – die der Natur oder die durch unsere überdrehte Zivilisation verursachten – fragen: Stimmt denn das so einfach? Können wir immer noch und immer wieder einfach so über das Leiden der Katastrophen-Opfer hinweggehen und das Lob Gottes besingen?
So einfach sicher nicht! Gerade wenn viele der Opfer unschuldig sind und dann erst recht entsetzt gefragt wird, warum Gott denn das „zugelassen“ habe. Oder wenn, wie so oft, Kinder an den Folgen der Kriege sterben, die durch Erwachsene ausgelöst wurden ...
So einfach sicher nicht. Und doch ist es gut, wir lassen uns da nicht auf die falsche Bahn locken. Sondern nehmen zwei Dinge wichtig:
Einmal: dass wir miteinander dagegen einstehen – helfen, wo immer nötig und möglich, anstatt einfach auf Gott die Verantwortung abzuschieben.
Und zum andern eben auch, dass wir uns klarmachen:
Das Leben darf nicht durch Trauer erstickt werden – die Freude an Gottes Schöpfung darf nicht verstummen. Sonst hätten wir wirklich verloren. Wir brauchen doch, gerade dem Schrecklichen gegenüber,  den längeren Atem.
An einem schönen Sinnspruch aus unserem Gesangbuch mache ich das immer wieder fest:
Vögel singen in einer Welt,
die krank, die lieblos, die ungerecht ist.
Vielleicht  haben sie recht.
Ja, sie müssen recht haben. Und wer die darin steckende Weisheit begreift, der wird erst recht zum Teilhaber an „Gottes weisen Schöpfungswerken“. Denn es ist nötig, in der  uns von Gott geschenkten Welt die Freude nicht verstummen zu lassen und auch so  Menschlichkeit zu bewahren und zu bewähren. 
Hermann Aichele-Tesch