Gedanken zur Jahreslosung 2007

Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? (Jesaja 43,19a)
Noch stehen wir mehr am Rande des neuen Jahres.  In der Silvesternacht, in den ersten Stunden und Tages ist das ganz unmittelbar gewesen: „Siehe, ich will ein Neues schaffen…“ Das Jahr 2007 ist ja tatsächlich etwas ganz Neues. Uns ist neue Zeit gegeben und übergeben worden. Wir haben sie dankbar, fröhlich, unter bunten Lichtern, mit guten Wünschen aber auch ein bisschen nachdenklich, innerlich leicht angespannt entgegengenommen. Der Jahreswechsel ist bereits verblasst. Der Alltag kriecht herauf. „Siehe“ – zu sehen ist, was sich aus den bisherigen Jahren fortsetzt: Da sind Werktage und Sonntage, die Monatsnamen sind bekannt. Im Terminkalender ist schon einiges eingetragen. Ein Jahreswechsel wirft uns nicht auf den Nullpunkt zurück. Trotzdem wird uns am Jahresbeginn  stark  bewusst, wie vieles im Dunkeln liegt. Wir können es  weder voraussehen noch durchschauen. Das ist auch der bildhaften Gestaltung der Jahreslosung von Dorothee Krämer zu entnehmen.  In dieses trübe, undurchsichtige Grau, spricht Gott hinein. In diese quer liegenden, fast verwirrenden Striche, die verdecken und beunruhigen, fallen seine Worte: „Siehe, ich will ein Neues schaffen..“ Gott bringt sich als Schöpfer in Erinnerung. Gott bleibt schöpferisch tätig. Gott ist mit Menschen schöpferisch unterwegs. Im Bild reißt das Dunkle auf. Dahinter wird Licht sichtbar. Der Jahresanfang erinnert an den Anfang der Anfänge als Gott sprach: „Es werde Licht“. Darunter verlor das Chaos seine Macht. Im Licht hebt ein Wachsen an. Jetzt kommt zartes Grün auf. Es traut sich hervor. Eine rot gewandete Knospe, die sich  unwiderstehlich aufblättern wird. Es riecht und duftet nach Leben.   So viel Lebendiges inmitten des noch Undurchdringlichen.
Von der Jahreslosung geht ungeheuer viel  Lichtendes, Erfrischendes,  Belebendes aus. Mit ihr kehrt die Lust ein, auf das Neue dieses Jahres gespannt zu sein. Es wird Neues geben. Vielleicht eine neue Beziehung, einen neuen Start, eine neue Bindung, eine neue Entdeckung. Vielleicht eine neue Aufgabe, ein neues Ziel, eine neue Kraft. Vielleicht eine neue Seite an mir selbst, eine neue Sehnsucht, eine neue Freiheit, ein e neue Tätigkeit. In einem Jahr kann sehr viel Neues wachsen. Gottes Schöpfungsreichtum ist unerschöpflich.
Es wird freilich dann auch nötig sein, das uns zuwachsende Neue zu erkennen. „Erkennt ihr’s denn nicht ?“  Wir neigen wohl dazu, nicht genau  hinzuschauen. Neues muss nicht  sensationell sein. Es muss nicht unbedingt Schlagzeilen machen. Erkennen ist im biblischen Sprachgebrauch ein Akt des Liebens.  Wer liebt, erkennt. Wer liebt, sieht, hört, riecht, schmeckt, fühlt mehr und intensiver. – Ein neues Jahr ist uns zugewachsen. Wir haben es bekommen. Liebevoll erkennen wir das. Die Liebe wird uns helfen, auch künftig das uns Zugewachsene zu erkennen. Das Neue zu sehen, das manches Mal auch durch Schmerzen hindurch wächst. Gelegentlich  werden wir uns auch gegenseitig  Augen und Herzen für das Neue öffnen müssen. Denn es ist, nochmals mit dem Bild gesprochen, immer wieder ein ganz zartes Pflänzchen.
Noch stehen wir mehr am Rande des neuen Jahres. Die Jahreslosung ermutigt, mit erwartungsfrohen Gedanken und Schritten  hineinzugehen.
Horst-Werner Neth, Nordheim.