Hoffnung läßt nicht zuschanden werden

Hoffnung läßt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Röm5,5)

Hoffnung läßt nicht zuschanden werden! Welch vollmundiger, fast großspuriger, ja betrügerischer Satz! Denn wie viele Menschen wurden gerade als Hoffende, oft genug sehnsüchtigst Hoffende jämmerlich und schnell zuschanden. 
Ist es nicht so, daß in der Weltgeschichte ebenso wie im eigenen Leben die allergrößten und wichtigsten Hoffnungen sich gerade nicht erfüllt haben, und sich, wenn überhaupt, nur die kleinen Hoffnungen bewahrheiten? Ja gewiß! So ist es! Schon immer gewesen! Mit Enttäuschungen leben lernen, heißt deshalb eine wichtige Lebensdevise. Denn: Hoffen und Harren hält manchen zum Narren. Und wir ergänzen: die meisten zum Narren. 

Und doch steht es unmißverständlich da, dieses kleine Sätzchen der Heiligen Schrift und will in unserem oft so hoffnungslosen Herzen eine neue Wirklichkeit schaffen: Hoffnung läßt nicht zuschanden werden. Was sollen wir nur mit diesem Sätzchen anfangen, angesichts obigen ernüchternden Befundes? 
GAR NICHTS sollen WIR damit anfangen ! Denn Gott hat es sich seligerweise selbst vorbehalten MIT UNS etwas anzufangen. Wo wir uns selber schon mannigfach und vielfältig im Hoffen und Harren, gerade auch im frommen Hoffen und Harren zum Narren gehalten haben und gewiß auch nicht aufhören werden, uns weiter zum Narren zu halten, da fängt Gott mit uns etwas an.: Er gießt den gewaltigen Strom seiner allmächtige Liebe in die erbärmlich kleinen irdenen Gefäßlein unserer oft so kalten und gottverschlossenen Herzen und zündet uns gerade so das Himmelslicht seiner Hoffnung an, die, weil es die seine ist und bleibt, allerdings ganz gewiß nicht und niemals zuschanden werden läßt. 
So sehr wir also daran festhalten müssen, daß, so lange die Erde steht, Menschen sich vielfältig durch Hoffen und Harren zum Narren halten werden - allein deshalb, weil es Menschen sind - so sehr, ja noch sehr viel mehr müssen wir daran festhalten, daß die in unsere Herzen ausgegossenen Liebe Gottes und daraus kommende leidenschaftliche Hoffnung ganz gewiß nicht zuschanden werden lassen - allein deshalb, weil es Gottes Liebe ist. Das ist Evangelium Gottes und deshalb kräftiger Trost in dunklen Stunden. 

Johannes Wendnagel

    

Das Kap der Guten Hoffnung