"Alles neu macht der Mai!"

 „Alles neu macht der Mai".

Das stimmt. Was leise und zart begann, wird  im Mai bestätigt. Mit aller Macht kleidet sich die Schöpfung neu ein. Farbsinfonien breiten sich aus. Blumen wetteifern miteinander. Bäume blühen um die Wette. Alles strotzt vor Lebendigkeit. Wohl kaum jemand kann die Augen davor verschließen oder sich dem gar völlig entziehen. Es berührt, erfreut Herzen und kriecht wohltuend in Seelen. Es ist schön, so viel Leben wahrzunehmen, regelrecht einzuatmen  und in sich einzuholen.

 

„Alles neu macht der Mai". Dazu passt, dass die Christenheit im Mai Pfingsten feiert. „Und ich will euch  ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben...", lässt Gott ausrichten(Ezechiel 36, 26). Der neue Geist ist da, erinnert Pfingsten. Er gleicht dem Wind, der verhalten oder heftig, antreibend und erfrischend  aufsucht. Er ist wie die Schöpferkraft, die das Wunder der Farben hervorbringt. Er gleicht dem Licht, das einen erfasst und Lichtblicke hervorzaubert. Er bildet sich ab in der glühenden Leidenschaft, die einen nicht mehr los lässt. Vom neuen Geist wird in Geschichten erzählt, die einen begeistern. Die einen dazu verlocken, ihm das Herz hinzuhalten, damit freudiges Herzklopfen wieder einkehrt. Damit  zum Urbestand des Glaubens wird, es geht, wirklich, es geht, dass Menschen sich verstehen.

 

„Alles neu macht der Mai." Irgendwo im eigenen Inneren wohnt der Gedanke, neu zu werden.  Er ist von anderer Qualität als die ständigen Neuerungen und Innovationen, denen wir ausgesetzt sind.  Er geht weiter als jene Versuche, von einem Neuen zum anderen zu eilen und nie anzukommen. Wir  machen uns nicht selbst neu. Wir ertappen uns eher dabei, die Alten zu bleiben, obwohl jener erwähnte, versteckte Gedanke in uns nicht verstummt. Mit Pfingsten wird dieser  Gedanke genährt. Der Anstoß geht von Gott aus.  Wir empfangen, was uns neu macht. Ein Hauch von Gott, der sich in Herzen einnistet. Denn Erneuerung beginnt in uns selbst. Wir sind dazu berufen, neu zu werden.  Gottes Geist wird das schaffen, dass wir neue Gedanken denken, neuen Mut bekommen, neuen Glauben finden, neu unseren Platz in seiner Kirche entdecken. Gottes Geist ist schöpferisch, so dass wir neue Friedensfähigkeiten aufnehmen, neue Verstehenswege gehen, neu das Leben miteinander feiern. Gottes Geist bringt es fertig, dass wir neu umgehen lernen mit dem Leid, mit entstellter Schönheit im  Antlitz von Menschen, darum auf neues lebensschaffendes Verhalten pochen. Gottes neuer Geist vergeht nicht wie der Monat Mai vergehen wird. Er bleibt und weht und atmet und  spürt uns auf.

 

Mit pfingstlichen Grüßen

Pfarrer Horst-Werner Neth, Nordheim