StartseiteAktuellesImpulse / Andachten2009Morgenstund hat Gold im Mund

Morgenstund hat Gold im Mund

„Morgenstund  hat Gold im Mund". Irgendwie passt das morgenbesonders gut in die Sommerzeit. Jedenfalls steht es sich da etwas leichter auf als in den dunklen Tagen des Jahres. Der Morgen redet. Wie ein leiser Weckruf dringt er durch Fensterläden. Die ersten  wärmenden Sonnenstrahlen machen gut gelaunt.  Das Vogelgezwitscher klingt unbekümmert und lebensfroh. - Der Morgen hat seinen Wert. Die nächtlichen Träume können beiseite gelegt werden. Mit ihm kehren die Farben zurück, die Welt wird bunt. Mögliche dunkle und unruhige Gedanken werden gelichtet. Bei Lichte besehen wird vieles weicher und klarer.

 

Die Morgenstunde ist eine ganz eigene Zeit. Wer sich ihr etwas widmet, kann darin Gott vernehmen. Gott redet nicht ausschließlich mit Worten. Im Licht des Morgens und der Morgenstunde spricht Gott. In vielen  unserer Gesangbuchchoräle wird  das aufgegriffen. Etwa: „Morgenlicht leuchtet, rein wir am Anfang". Jeder Morgen ist ein Abbild des einen großen Schöpfungsmorgens als das Licht ins Leben gerufen wurde. Mit jedem Morgen liegt der Tag noch rein, neu und ungelebt vor einem, obwohl dieses oder jenes darin eingeschrieben und terminiert ist. Der Morgen weiß vom Gott des Anfangs und von seinen Anfängen. Auferstehung ist ein weiterer Anfang. Im Morgen, wenn alles Nächtliche schwindet,  bildet sie sich ab. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht". Der Morgen wird entgegengenommen wie das Leben selbst. Er setzt sich unaufhaltsam durch und lässt weit voraussehen. Im Morgen ist bereits der stille  Glanz des Ewigen eingeschrieben. „Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschöpften Lichte". Im Licht des Morgens kann  mehr gesehen werden. Es erzählt stets und ständig von Gott in der Zeit, von Erleuchtungen und Erkenntnissen, letztlich sogar von Ewigkeit.  Die Nachtenge weitet sich. Alle Zeitlichkeit hat ein Ziel.

 

„Morgenstund hat Gold im Mund".  Sie redet und enthält Wertvolles in sich. In ihr steckt Anregendes und Anmutiges. Auch das stimmt durchaus, die erste Stunde am Morgen entscheidet oft über den ganzen Tag. Wer da und dort aufgeschreckt und verhetzt in den Tag gegangen ist, weiß, dass das den ganzen Tag überschatten kann. Es hängt viel davon ab, wie der Tag begonnen wird. Wie die erste Stunde gestaltet ist, bevor das Haus verlassen wird. Jeden Morgen wird es hell, selbst wenn der Himmel verhangen ist. Jeder Morgen, an dem wir aufstehen, ist wie ein Zulächeln Gottes als wollte er sich uns in Erinnerung rufen. Als wollte er uns über das Licht, über den Sonnenschein zu einem guten Gedanken verhelfen. Als wollte er uns etwas von seiner Helle ins Herz geben, damit uns der Tag glückt. Es stimmt, was ich in einem Choral Jochen Kleppers finde: „Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht".  Die Morgenstunde beschenkt uns mit  weitreichenden Möglichkeiten. Im Lichte des Morgens kommt Gott auf uns zu. Ich wünsche Ihnen viele herrliche, goldene Morgenstunden voller Lichtfülle und Lichtglanz.

 

Pfarrer H. - W. Neth, Nordheim