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Da geht mir ein Licht auf ...

 

Advent und Weihnachten ohne  Kerzen ist einfach undenkbar. Auf meinen Schreibtisch stell ich mir einen Adventskranz und freue mich an den hellen Flammen. Es ist ja erstaunlich, wie schon ein kleines Licht einen Raum erhellen kann.  Wir brauchen Licht in dieser dunklen, kalten Jahreszeit. Ohne Licht gibt es kein Leben. Als Jugendlicher war ich einmal dabei bei einer Höhlentour auf der Schwäbischen Alb. Nur wenige aus unserer Gruppe hatten eine Taschenlampe. Man musste auf enge Tuchfühlung zum Vorgänger gehen, um die Orientierung nicht zu verlieren. Gespenstisch und unheimlich war es in der Dunkelheit. Und wir waren alle froh, als wir nach einiger Zeit wieder in das Licht und die Wärme des Tages zurückkehren konnten. Dass wir alle auf das Licht angewiesen sind, leuchtet schnell ein. Ohne Licht wächst keine Pflanze, sondern sie vergilbt. Wenn plötzlich das Licht fehlt, fahle Nacht hereinbricht, dann werden die Tiere unruhig. Das Licht ist die Lebenssphäre. In der Nacht lauert die Gefahr. Wie gut tut es unseren Kindern, wenn sie abends im Bett wenigstens noch einen kleinen Lichtschein erkennen können.

 

Ein Licht gegen die Dunkelheiten! Nicht nur die Äußeren, sondern auch vor allem gegen die, die aus meinem Innern kommen. Die dunklen Gedanken, die mich überfallen, wenn ich all die Not und das Leid dieser Welt wahrnehmen muss. Liebe Menschen, Familienangehörige, Freunde werden von jetzt auf nachher aus dem Leben gerissen. Krankheit bricht in mein Leben hinein. Ich denke, wir alle wissen um die dunklen Zeiten des Lebens. Da hilft mir dann auch nicht der Adventskranz auf dem Schreibtisch oder die schöne Weihnachtsbeleuchtung. Ich brauche ein Licht, das mich von innen erleuchtet. Woher soll dieses Licht kommen?

 

Im Spruch für diesen Monat Dezember lesen wir in Jesaja 60,1: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“   

 

Dieser Vers eröffnet eine interessante Perspektive, wie ich finde. Ich kann zu einem Lichtträger werden. Warum? Weil Gott selbst über mir aufgeht, wie die Sonne am Morgen über den Bergen. Seine Herrlichkeit wird mich erstrahlen lassen. Was für eine Aussicht. Mein Licht kommt.

 

Mit dem ersten Kommen Jesu, damals als Kind in der Krippe, hat sich diese Verheißung schon erfüllt. In die Dunkelheiten dieser Erde kam Jesus, das Licht der Welt. Das war und ist sein Anspruch und seine Zusage: Das Licht der Welt zu sein. „Da, wo ich hinkomme, da wird es hell. Wo ich mit meiner Gegenwart die Dunkelheit erhelle, da wird Leben sein – auch über den Tod hinaus.“ Mit diesem Licht können wir auch in den Dunkelheiten unseres Lebens Orientierung finden.

 

Sicher, schon so mancher hat sich als das Licht dieser Welt ausgegeben. Und viele Menschen mussten erfahren, dass sie einem Irrlicht gefolgt sind. Deshalb ist es auch verständlich, dass wir einer solchen Aussage skeptisch und kritisch begegnen. Doch Jesu hat uns in seinem Wort Beispiele dafür gegeben, wie er in das Leben von Menschen getreten ist, das dann hell wurde. Sehen wir uns nur einen Zachäus, einen Petrus oder Paulus an.

Und schließlich dürfen wir die Wahrheit in unserem eigenen Leben erfahren. Jesus ist nicht nur das Licht der Welt, sondern das Licht für dich und mich ganz persönlich.

 

Wenn ich mich auf dieses Licht einlasse, in eine Beziehung mit Jesus trete, werde ich erfahren, wer er ist. Jesus verspricht, dass wir bei ihm und mit ihm ein Leben haben im Licht. Was heißt das für meinen Alltag? – Ganz sicher bedeutete das nicht, dass es keine Dunkelheiten mehr geben wird. Aber ich darf gerade auch in den dunklen Stunden meines Lebens erfahren: Jesus, das Licht, ist bei mir - keine Krankheit, kein Leid, keine Not und auch keine persönliche Schuld darf mich zerstören - ich kann mich an sein Versprechen halten. Ich darf Jesus bitten, in Zeiten schwerer Lebensführungen und Krisen mir als Licht zu begegnen, um meine Dunkelheit zu durchbrechen. Dies ist eine Zusage, die gilt, auch wenn mein Gefühl mir etwas anderes sagt.

 

Gerade wo ich selbst nicht mehr weiter weiß, gerade wo ich selbst schwach bin und verzagt, erweist sich Gott als stark und als ein kräftiger Helfer.

Und gerade wo es unser Innerstes trifft, wo ich verletzlich bin und mir alles so nahe geht, gerade da ist Gott wie einer, der uns mit seinem Licht leuchtet, der uns trägt und sicher hält.

Und das Schöne ist: Erfüllt von diesem Licht, kann ich selber zum Lichtträger werden. Ich kann Sorge dafür tragen, dass es an dem Platz, an dem ich stehe, heller wird.

 

Wie wäre es, wenn wir uns in dieser Advent- und Weihnachtszeit einmal wieder diesem göttlichen Licht, das in die Welt gekommen ist, öffnen, uns damit erfüllen lassen und es hinaus tragen zu den Menschen die uns begegnen. So wird es hell und uns allen geht ein Licht auf.

 

Das wünscht Ihnen

 

Ihr

Hans Georg Schmid

(Pfarrer in Nordhausen und Nordheim II)