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Vom Straßenkehren
und anderen Dingen

 

Geht es Ihnen oft auch so? Die Aufgaben und Sorgen liegen vor einem wie ein großer Berg. Verzweifelt fragt man sich: Was von den vielen Dingen soll ich als erstes tun? Und kaum ist eines davon erledigt, scheint der Berg kein bisschen kleiner geworden zu sein. Das entmutigt, das nimmt alle Freude. Jeder einzelne Stein des Berges scheint einen niederzudrücken und zu beschweren. Steine wie: werde ich den Anforderungen im Beruf und im Alltag entsprechen? Was wird aus meinen Kindern? Werden sie später Arbeit finden? Oder Steine wie: Reicht das Geld bis zum Monatsende? Was ist, wenn einer meiner Lieben schwer krank wird?

 

Wenn ich vor lauter Arbeit und Sorgen nichts mehr anderes sehe und meine Freude und meine Zuversicht schwinden, dann schaue ich auf zum Himmel und rufe ich mir eine ganz bestimmte Geschichte in Erinnerung. Diese Geschichte ist für mich ein Geschenk Gottes. Sie steht im Buch „Momo“ von Michael Ende:

 

Der alte Straßenkehrer Beppo verriet seiner Freundin Momo sein Geheimnis. „Es ist so“, sagte er, „manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen. Und dann fängt man an, sich zu beeilen. Und man beeilt sich immer mehr. Jedes mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen, Momo. Man darf nie an die ganze Straße denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gekehrt hat. Man hat gar nicht gemerkt wie und man ist nicht außer Puste.“

 

Vielleicht erscheint Ihnen der Straßenkehrer Beppo etwas naiv, er muss ja auch nur die Straße reinigen. Und zugegeben, oft es ist wichtig, das Ganze im Blick zu haben. Aber dennoch ist es sinnvoll, wenn wir öfters nur an den nächsten „Besenstrich“, nur an den nächsten Schritt denken und diesen dann tun – möge Gott uns dazu seine Kraft und seine Hilfe schenken. Möge er uns bei unseren nächsten Schritten zur Seite stehen und uns begleiten.

 

Das wünscht Ihnen

 

Ihre

           Pfarrerin z.A. Stefanie C. Siegel, Brackenheim