Das Lied der Freiheit

 

Immer wenn die Zwänge übermächtig zu werden drohen, bricht sie neu in uns auf, die Sehnsucht nach Freiheit. Dann träumen wir davon, einmal alles zurücklassen zu können, was uns einengt und belastet, einmal nicht den Forderungen anderer Menschen ausgesetzt zu sein. Wirklich frei zu sein, das hieße doch, nicht gelebt zu werden, sondern selbst zu leben, keine Rolle spielen zu müssen, sondern dieses unverwechselbare Ich zu leben, das so oft
zurückstecken muss. Vielleicht war es Ihnen in der zurückliegenden Urlaubszeit möglich, ein Zipfelchen dieses Traums zu verwirklichen, wenigstens für ein paar Tage sich den Traum von Freiheit zu erfüllen und aufzuatmen.

Die Bibel sieht Gott ganz eindeutig auf der Seite der Freiheit. Gott ist ein Feind all dessen, was Menschen versklavt. Zu diesen versklavenden Mächten gehören nun aber nicht nur äußere Zwänge, die unser Leben prägen. Die Bibel behauptet, wir wären auch dann nicht wirklich frei, wenn wir alle diese Zwängenhinter uns lassen könnten.  Auch dann noch wären wir einem fremden Machtbereich unterworfen, unfähig, uns selbst zu befreien. Allein Jesus hätte die Macht, die Gewalt dieser versklavenden Macht zu brechen und unser Leben in diesen weiten Raum der Freiheit zu stellen, den Gott uns zugedacht hat.

Noch heute hinterlassen die Berichte über das Leben Jesu einen unwahrscheinlich starken Eindruck von der faszinierenden Freiheit, in der Jesus selbst lebte, in der er sich aber auch den Menschen zuwenden konnte und für sie da war. Möglich war ihm dies, weil er sich ganz und gar getragen wusste von der Liebe und Fürsorge seines Vaters im Himmel.

Wir können Jesus in dieser Haltung nicht einfach nachahmen, aber er selbst möchte uns in diese große Freiheit hineinstellen. Wir sollen die Freiheit der Kinder Gottes erfahren! Und er ermutigt uns, wie Kinder der Liebe Gottes zu vertrauen und unsere Sorgen ihm abzugeben. Statt auf das zu hören, was Menschen fordern, sind wir eingeladen, der Stimme Gottes mehr Raum zu geben. Solche Freiheit ist dann nicht auf ein paar Urlaubstage im Jahr begrenzt, sondern bewährt sich im ganz normalen Alltag.

Wir sollten in diesem Zusammenhang auch unsere Gemeinden in ihren konkreten Ausprägungen näher anschauen. Sind unsere Gruppen und Kreise, unsere Gottesdienste und Feste Orte, an denen etwas von der Freiheit zu spüren ist, die Gott uns schenkt?  Können Menschen da aufatmen, weil sie so angenommen werden, wie sie sind? Wenn nicht da in unseren Gemeinden, wo dann sollten Menschen fröhlich das Lied der Freiheit anstimmen?

 

Pfarrer Frieder Bahret, Niederhofen

Gott will uns frei machen wie ein Vogel ... und mehr noch ...
Gott will uns frei machen wie ein Vogel ... und mehr noch ...