Was geht uns Maria an?

In der Adventszeit fehlt sie auch bei uns Evangelischen in keiner Krippe und in (beinahe) keinem Krippenspiel: Maria, die Mutter Jesu. Mit der ungewöhnlichen Aufgabe, den Sohn Gottes zur Welt zu bringen, steht sie am Beginn des Glaubens aller Christen.
Von Anfang an gibt es Probleme: eine ärmliche Geburt im Stall, Angst vor einem Mordanschlag auf das Neugeborene. Auch das Leben mit dem heranwachsenden Jesus ist nicht leicht. Als 12-jähriger bleibt Jesus, ohne zu fragen, im Tempel in Jerusalem zurück. Als Erwachsener verlässt er die Familie und zieht als Wanderprediger durch das Land. Seiner Mutter gefällt dies gar nicht.
Dies muss zu einer Entfremdung zwischen Maria und Jesus geführt haben. Als seine Familie ihn von seinem göttlichen Auftrag abhalten will, leugnet Jesus, Mutter und Geschwister zu haben. Maria war sicher tief verletzt und fühlte sich gedemütigt. Sie hat ihren Sohn verloren, noch während er lebte. Vermutlich fassungslos und mit vielen Tränen der Verzweiflung muss Maria dann den Kreuzweg Jesu mitverfolgt haben. Und später die unglaubliche Nachricht: Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Schließlich erfahren wir, dass Maria mit ihren jüngeren Kindern zur ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem gehört. Sie hat den lange Unverstandenen verstehen gelernt.
Die Beziehung zu seiner Mutter macht deutlich, dass Jesus Christus nicht nur Gottes Sohn, sondern auch einer von uns ist: Ein Sohn, der von seiner Mutter geliebt wird, ihr aber auch Schwierigkeiten und Sorgen macht. Ein Sohn, der anscheinend stur seinen eigenen Weg geht, für den seine Familie lange kein Verständnis hat. Maria hilft uns die menschliche Seite Jesu nicht aus den Augen zu verlieren, mit der Gott uns seit Weihnachten ganz nahe gekommen ist, um uns zu erlösen. Gerade als ein Mensch wie wir kann Maria uns zum Kind in der Krippe hinführen. Machen wir uns mit ihr auf den Weg.

Gedanken zum Advent von Pfarrerin Birgit Merz, Massenbach